mein Krakau hat geschrieben:
Der Physikunterricht liegt bei mir ja schon ein bisschen zurück, aber die Feuchtigkeitsunterschiede bei Temperaturwechseln müssten meiner Meinung nach in beide Richtungen ein Problem sein.
Meine Physikausbildung ist zwar auch schon ein paar Jahre alt, aber: In Sachen
Feuchtigkeit gebe ich Udo recht: Es gibt bei einer warmern Kamera in der Kälte normalerweise keine Feuchtigkeitsprobleme. Kalte Luft kann weniger Wasser aufnehmen als warme, d.h. kalte Luft ist vom absoluten Wassergehalt her trocken und die warme Luftschicht an der Kamera bildet kein Kondensat. In der umgekehrten Richtung ist die Luft absolut feuchter, so dass die Luft, die sich an der kalten Kamera abkühlt, 'Nebel' bildet, der sich als Kondensat auf der Kamera niederschlägt. In Sachen Kondensat reicht es daher, die kalte Kamera so zu verpacken, dass es mit der Umgebung keinen großen Luftaustausch gibt - nur bei genügend vorbeistömender warmer Luft bildet sich nennenswert Kondensat. In einen manchmal feuchtwarmen Rucksack sollte eine kalte Kamera also nicht ungeschützt zurück.
In Sachen mechanischer
Ausdehnung wird die Kamera sowohl durch starke Schwankungen als auch langsame aber große Abweichungen von 'Normalbedingungen' belastet.
Ersteres verursacht Temperaturunterschiede im Material und führt durch ungleichmäßige Ausdehnung innerhalb desselben Materials zu mechanischen Spannungen und ggf. Verformungen. Beobachtet habe ich bisher keine dadurch verursachte Probleme, ich schraube aber auch keine massiven metallischen kalten Neiger o.ä. an eine warme Kamera. Die Abkühlung durch Luft dürfte hinreichend langsam stattfinden, um keine großen Temperaturgradienten zu verursachen.
In Bezug auf starke Abweichung vom 'Normbereich' kann sich einiges tun: unterschiedliche Ausdehnungskoeffizienten können zum Verklemmen oder zuviel Spiel führen, Federspannungen ändern sich bis hin zum Verspröden (Brechen), Viskosität von Schmiermitteln ändert sich, Gummipuffer werden sehr hart oder verlieren gänzlich ihre Elastizität, elektronische Bauelemente, z.B. Kondensatoren, ändern ihre Werte erheblich, über Akkus wurde ja schon diskutiert. Hier ist es immer ein Glücksspiel, bei wieviel Toleranz die Konstruktion noch funktioniert ohne Schaden zu nehmen. Da kann man nur die Kamera so warm/kühl wie nöglich halten und nicht unnütz lange in der Kälte oder prallen Sonne stehen lassen. Ein kühler Sensor rauscht allerdings auch weniger ... Anders sieht es bei Objektiven mit großen Luftvolumina aus, bei denen bei Temperaturunterschieden von interner (ggf. auch externer) Konvektion berichtet wird, die durch die Dichteunterschiede zu Schlierenbildung und damit unscharfer Abbildung führen kann. In diesem Fall sollte tatsächlich lange genug für einen Temperaturausgleich gesorgt werden. Aber wer hat schon ein FA*300/2.8 o.ä.
Bei mir gibt's einfach nur die geschlossene Tasche (oder Plastiktüte), um Kondensat zu vermeiden, nachdem ich wieder d'rin bin, vorher Speicherkarte 'raus. Alles andere haben Kameras und Objektive bisher problemlos mitgemacht, wobei -25C für ein paar Studen auch eher die Ausnahme waren. Lediglich an eine Praktica B200 kann ich mich erinnern, bei der beim Spannen in der Kälte etwas final knirschte ...
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Gruß, Jens
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