Erstmal vielen Dank für die lieben Worte. Freut mich, dass mein kleiner Beitrag so positiv aufgenommen wurde. Ich nehme mir nochmal etwas Zeit um auf die zwei neuen Beiträge von Holger zu antworten.
Man möge mir verzeihen, dass ich auch wieder nicht alles behandle, aber dafür fehlt mir heute schlicht die Zeit und die Lust dazu...
Also, los geht's:
cougar hat geschrieben:
Nun, ich bin kein Klimaforscher, da werden wir hier auch keinen haben. Da mich das Thema aber
sehr interessiert vertiefe ich es für mich, allein schon aus Beruflichen Gründen, auch wenn ich mittlerweile
nicht mehr Berufstätig bin und das ganze hier in Teilen nur noch als Hobby betreibe.
Mir pers., und darum geht es mir in erster Linie, erscheint so manches nicht plausibel was von Seiten des IPCC
kommt.
Klima und auch Klimaforschung ist extrem komplex, so wie die dazugehörigen Modelle auch. Wenn etwas unplausibel erscheint, dann hat das erstmal rein gar nichts zu bedeuten. Die Prozesse die in der Atmosphäre und auf der Erde ablaufen sind teilweise so extrem komplex und vielfältig untereinander verknüpft, dass auch völlig unintuitive Ergebnisse durchaus richtig sein können.
Aber worum geht's dir genau, mal sehen:
Zitat:
Die Kernfrage schlechthin für mich ist in erster Linie wie lange das "überschüssige" CO² in der
Atmosphäre verbleibt. Nochmal, ich betone ausdrücklich dass ich keinen Zweifel
am Klimawandel habe noch daran dass wir seit dem allg. bekannte Zeitraum zusätzliches
CO² in die Atmosphäre blasen. Nicht dass da irgendwelche Zweifel aufkommen...
Das IPCC sagt dass der vollständige Abbau mehrere 100.000 Jahre dauert. Das Umweltbundesamt sagte bis vor
2 Jahren noch ca. 120 Jahre, mittlerweile wurde das auf ca. 1000 Jahre hochgesetzt mit dem Zusatz "weit variirend".
Der u.a. Klimaforscher Mojib Latif, Hamburg, geht von 100 Jahren aus. Hermann Harde von der Helmut-Schmidt-Uni in Hamburg
hat im Global and Planetary Change 2017 eine Arbeit veröffentlicht die lediglich von 4 Jahren Verweildauer
von überschüssigem CO² in der Luft ausgeht.
Ich pers. "vermute" mal dass man es ganz einfach nicht wirklich weiss, die Unterschiede sind mehr als gravierend!
Okay, es geht um den Verbleib von CO2 in der Atmosphäre bis es wieder abgebaut wird. Das ist natürlich ein sehr komplexes Thema. Die gängie Meinung ist, dass es doch eher längere Zeiträume sind. Anhand von verschiedenen Modellen und Simulationen wird versucht diesen Parameter zu bestimmen. Man kann diesen Parameter zum Beispiel auch als Fit-Parameter verwenden, sprich: Ich stelle den Parameter so ein, dass das Klimamodell die Entwicklung der letzten 50 Jahre korrekt beschreibt.
Da wir für die letzten 50 Jahre ja sehr exakte Daten über die Entwicklung des Klimas besitzen kann man natürlich versuchen mit dem eigenen Klimamodell diesen Zeitraum "nachzustellen" und überprüfen ob das Modell verlässlich arbeitet um damit dann Vorhersagen für die Zukunft abzuleiten.
Soweit es mir bekannt ist wird aber von relativ langen Verweilzeiten ausgegangen, auch aus dem was man über die Änderungen der CO2-Konzentration in der Vergangenheit weiß.
Aber gehen wir mal schnell die beiden Personen durch:
- Mojib Latif: Ein sehr renomierter Klimaforscher. Viele seiner Aussagen werden leider häufig aus dem Kontext gerissen und von Klimaerwärmungsskeptikern bewusst fehlinterpretiert (siehe dazu z.B.
https://de.wikipedia.org/wiki/Mojib_Latif). Insgesamt unterstützt er die Aussage, dass das menschgemachte CO2 den Klimawandel hauptsächlich verursacht. Zu den 100 Jahren kann ich nicht viel sagen. Völlig verkehrt klingt es allerdings nicht.
- Hermann Harde: Das ist wieder so ein Fall von dem ich oben schonmal erzählt habe. Also: Der gute Mann ist Physiker im Bereich der Materialwissenschaft. Kein Klimaforscher. Er scheint mir eher hobbymäßig am Ende seiner Laufbahn noch ein paar Dinge zum Thema Klimawandel publiziert zu haben. Er ist dabei hauptsächlich auf Konferenzen bekannter Leugner des menschengemachten Klimawandels aufgetreten (Stichwort: EIKE). Er hat einige Artikel publiziert, allerdings in sehr dubiosen Zeitschriften die teilweise auch keinen Begutachtungsprozess besitzen. Eine Liste ist hier zu finden (
https://www.researchgate.net/profile/Hermann_Harde).
Es gibt keine einzige Publikation in einem seriösen Journal zum Thema Klimaforschung.
In seinen Ergebnissen behauptet er, dass die aktuelle Temperaturerhöhung hauptsächlich auf die Sonne zurückzuführen sei. Außerdem eben die besagten 4 Jahre CO2-Verbleib in der Atmosphäre.
Ersteres ist wie gesagt wissenschaftlich zur Genüge wiederlegt und nicht anerkannt. Ich würde daher auch der zweiten Aussage nicht sonderlich Gehör schenken und davon ausgehen, dass diese 4 Jahre wissenschaftlich nicht haltbar sind.
Aber wie schon erwähnt, im wissenschaftlichen Diskurs spielt der Herr Harde an sich keine Rolle, denn offenbar hat er es nicht geschafft auch nur eines seiner Ergebnisse in einem anerkannten Journal zu publizieren. Es ist zu vermuten, dass keiner seiner Artikel einer wissenschaftlichen Prüfung standgehalten hat.
Abschließend: Ja, es gibt eine große Unsicherheit beim Thema des CO2-Verbleibs. Aber bisher deutet alles deutlich darauf hin, dass es sehr lange Zeitskalen sind. Und da die Auswirkungen von CO2 ja inzwischen bekannt sind ist jegliche weitere Emission von CO2 in die Atmosphäre eine Hypothek für viele viele Generationen.
Zitat:
Nur noch kurz zum Abschluss, nehmen wir der Einfachheit halber an dass das Kind nun in
den Brunnen gefallen ist, die zusätzlichen 90-100ppm sind zu viel und bringen über kurz oder
lang den Kollaps.
Auch nehmen wir weiter an das UBA liegt einigermaßen richtig mit 1000 Jahren Verweildauer. Dann stellt sich die
Frage wie will man da so gegensteuern das es auch tatsächlich umsetzbar ist? Also CO² einsparen wo es geht,
ist klar. Wie soll das aber ersetzt werden?
Ich lasse mich auch nicht die Ecke der Klimaleugner stellen, das sind welche die den Klimawandel
leugnen oder denen es egal ist, dazu zählen wir eindeutig nicht!
Ich behaupte auch nicht, dass du ein Klimaleugner bist, keine Sorge.
Das Thema was man nun tun kann ist ja wieder ein völlig anderes wie das der Ursachen. Daher will ich da auch gar nicht weiter darauf eingehen, aber viele Modelle gehen davon aus, dass wenn wir nicht in den nächsten 10 Jahren den CO2 Ausstoß faktisch auf 0 reduzieren, dann werden wir das Klima auf eine Art und Weise verändern wie wir es uns kaum vorstellen können.
Wie das dann passiert, wie gesagt, das steht auf einem anderen Blatt.
cougar hat geschrieben:
Wohl war... auch wenn es evtl. etwas unpassend ist ein paar Gedanken zum Sonntag.
Ich kann mich, wenn auch nur dunkel, noch an die Mitte-Ende 70er erinnern, damals so ganz ohne Internet
und Smartphones gab es nur 3 Programme im Fernsehen und Zeitungen sowie Radio. Den IPCC gab es auch
noch nicht. Aber es gab andere Institutionen, Veröffentlichungen usw., was es heute eben auch gibt.
Der Welt wurde zu der Zeit eingetrichtert dass wir unmittelbar vor einer neuen Eiszeit stehen würden
die uns alle in kürze dahinraffen wird. Die Wissenschaft war sich da ebenso einig wie jetzt. Auch ganz klare
Anzeichen /Beweise etc. wurde dem interessierten Hörer/Leser geliefert wie z.B.:
[...]
Wie auch immer, auch damals gab es, wie es immer so ist, Zweifler daran. Nur wurden die noch nicht als
Klimaleugner an diverse öffentliche Pranger gestellt und/oder ausgegrenzt o.ä. weil es eben nicht ganz so einfach
war, so ganz ohne Unmengen von Energiefressendem Weltweitem Internet...
Die Vokabel "Klimaleugner" ist ebenso wie das seit noch nicht seit langem allseits beliebte "Nazi", welches auch
schon mal in Zusammenhang gebracht wird, mE nichts weiter als der hilflose Versuch sich nicht mit
Gegenmeinungen/-darstellungen usw. auseinander setzen zu müssen, ein Totschlagargument welches
kein Argument ist.
Diese Entwicklung sollte eigentlich allseits zumindest Verwunderung auslösen, tut es aber nicht, noch nicht.
Ich hege aber dennoch ein wenig Hoffnung dass allg. wieder mehr aufeinander eingegangen wird, ohne scheinbar verzweifelte
Totschlagargumente, Existenzbedrohende Anfeindungen, Verleumdungen usw., habe aber Zweifel.
Ich will hier nur kurz zwei Punkte rausgreifen:
- 1. Die Wissenschaft war sich damals einig, dass wir vor einer Eiszeit stehen würden.
Das ist so leider nicht richtig. Die Wissenschaft war sich damals extrem uneinig. Man muss das in dem Kontext sehen, dass es zur damaligen zeit faktisch noch keine leistungsfähigen Rechner gab. Das heißt irgendwelche Simulationen oder komplexe Klimamodelle waren noch nicht verfügbar. Ebenso waren auch viele Prozesse noch nicht verstanden oder bekannt und auch die Verhältnisse zueinander (welcher Effekt dominiert, welcher ist vernachlässigbar?).
Auch damals ist man schon davon ausgegangen, dass das zusätlhiche CO2 in der Atmosphäre eigentlich zu einer Erwärmung führen müsste. Wie man heute weiß waren verschhiedene andere Prozesse (Aerosole, ...) dafür zuständig dass es sstattdessen zu einer Abkühlung (genauer gesagt zu einer Erwärmungspause) kam.
Genau ist das z.B. hier nachzulesen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Forschung ... imawandelsJedenfalls gab es in der damaligen Zeit viele kontroverse Diskussionen zu diesem Thema und die Wissenschaft war sich definitiv nicht einig dass es eine neue Eiszeit geben würde.
Mit dem Aufkommen der ersten leistungsfähigen Rechner und entsprechenden Klimasimulationen sind dann aber schließlich auch die entsprechenden Effekte und Einflüsse verstanden worden und es wurde klar, dass die abkühlenden Effekte bei weitem nicht ausreichen um den immer stärker werdenen Treibhauseffekt durch das zusätliche CO2 zu kompensieren. Näheres kann man gut im obigen Wikipedia-Artikel nachlesen.
Heutzutage ahben wir ein deutlich besseres Verstädnis von den klimatischen Prozessen. Das bedeutet natürlich nicht, dass es ausgeschlossen ist, dass man sich irrt, aber es ist extrem unwarhscheinlich. Ich hab die Zahl nicht mehr ganz im Kopf, aber ich meine die Wahrschienlichkeit liegt bei etwa 0,001% dass das menschgemachte CO2 nicht der Haupteinfluss ist...
- 2. Das Thema Klimaskeptiker. Ich gebe zu, dass wir in einer Zeit leben in der gern pauschalisiert, verunglimpft und beleidigt wird. Keine Frage. Eine vernünftige Diskussionskultur gibt es selten noch.
Aber wie ich schon oft genug erwähnt habe ist eines der Hauptprobleme, dass viel der "Klimaleugner" ihre Ergebnisse entweder wissenschaftlich gar nicht zur Diskussion stellen sondern nur über die Meiden oder ähnliches verbreiten. Dort ist es natürlich schwierig solche Dinge vernünftig zu erörtern.
Oder: Sie stellen die Ergebnisse wissenschafltich zur Diskussion, werden dann widerlegt und behaupten weiterhin dass sie richtig liegen. Auch dort ist schwierig dagegen vorzugehen.
Daher emfinde ich persönlich die Vokalbe "Klimaleugner" nicht zwangsweise als Totschlagargument oder ähnliches.
Viele (nicht alle) dieser Klimaleugner beharren auf ihren Thesen obwohl sie schon vielfacht widerlegt worden sind. Hier ist es Aufgabe der Gesellschaft und auch der Medien solchen Personen keine Plattform zu bieten. Aber im Internet können sie trotzdem weiterhin behaupten was sie wollen und finden dort (leider) auch viel fruchtbaren Nährboden.
Mit diesem Wort zum Sonntag, das leider doch sehr lang geworden ist,
wünsche ich euch allen noch einen schönen Ausklang des Wochenendes.
Viele Grüße,
Harry