Hallo und guten Morgen,
das Bild scheint ja die ein oder andere Frage aufgeworfen zu haben. Derweil ist das alles gar nicht soooo magic.
Ich versuche mal, alles zu beantworten und hoffe, keinen von Euch überlesen zu haben
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Zur Frage, warum grad das 77er: Gegenfrage, warum nicht das 77er?
Es ist einfach meine längste lichtstarke Brennweite. Das 55er hätte mir zu viel Feld gegeben, das 50-135 f/2.8
wäre noch eine Option gewesen, aber da passt mein 48mm IDAS-LPS-D1-Filter nicht drauf. Und die 72mm Version des Filters kostet
schlappe 470 Öcken.
Und das 300 f/4 wäre mir ohne Guiding auf die Schnelle wiederum viel zu lang gewesen,
ausserdem passt da der IDAS-Filter erst recht nicht drauf.
Was also ist der IDAS-LPS-D1-Filter? Ein steilflankiges Interferenzfilter, das im Wesentlichen das gesamte visuelle Spektrum durchlässt, mit
Ausnahme einiger schmaler Spektralbereiche, in denen Na- und Hg-Linien der typischen Straßenbeleuchtung liegen.
damit kriegt man grade bei lichtschwachen Nebeln im Roten einen exorbitant besseren Eingangskontrast hin.
180sec gehen natürlich NICHT ohne Nachführung. Die Kamera mit Objektiv wurde über die Stativschraube auf eine kompakte äquatoriale Montierung (Skywatcher N-EQ3) gesetzt. Diese war per Polsucher augenordert (aber nicht eingescheinert) und die nachführung lief einfach
ohne Autoguider. Für bis zu 150mm Brennweite reicht das normal.
Die über 3 Stunden gesammelten Aufnahmen (Mit Phottix Timerfernauslöser) wurden mit auf 0 gestellter Schärfung und Weißabgleich auf den himmelshintergrund in Adobe CameraRaw nach DNG konvertiert und ohne Darks und Flatfields in DeepSkyStacker
überlagert.
Das so generierte 32bit-TIFF wurde in PixInsight etwas vergewaltigt ( Background und Gradienten entfernt, lineares Bild tonegemappt) und dann in Photoshop CS6 für den visuellen bereich fein getuned.
Am schwierigsten sind die Dunkelnebelbereiche rauszuarbeiten, da hat man aber mit einem vernünftigen Bildsensor ohne Banding und herausragender Dynamik in Zone I-III sehr gute Karten. Also auch dafür ist Pentax eigentlich eine sehr gute Wahl.
Insgesamt steckt in dem Bild ein gemütliches Stündchen EBV und 2 Gläschen Rotwein drin.
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| Dann häng ich hier noch ein Widefield der Plejaden rein, mit identischer Aufnahmetechnik und EBV entstanden, nur mit anderer Objetiv- und Zeitkombination, siehe unten. Hier durfte das 55er Sternchen ran:
Pentax K5-IIs (umodified) SMC DA* 55mm f/1.4 SDM @f/2.8 25x180sec ISO1600
Die bräunlichen Hintergrundstrukturen sind die so genannte Taurus-Molekülwolke. Der blaue Schimmer um die Plejaden ist nicht der Farbfehler des Objetivs, sondern ein Reflexionsnebel, bei dem Licht der hellen, bläulichen Plejadensterne reflektiert wird. Durch Streueffekte ähnlich denen in der Atmosphäre wird hauptsächlich blaues Licht gestreut, daher diese typische Farbe von Reflexionsnebeln, die man immer wieder an derartigen Obejten sieht. Prominentestes besipiel neben den Plejaden ist wohl der Iris-Nebel NGC7023. | |
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Viele Grüße
Markus