Fred hat eindeutig die gesündeste Herangehensweise aufgezeigt.
Aber ich kann die "Frustrierten" hier mehr als gut verstehen, denn mir geht es zeitweise genauso. Bei mir beobachte ich über die Jahre 2015/16 einen gewissen Stillstand. Bis 2014 habe ich mich - so meine rein subjektives Empfinden - kontinuierlich gesteigert. Insbesondere 2014 war aber für mich auch ein sehr dankbares Jahr in Bezug auf all das, was mir vor die Kamera gekommen ist. Zunächst war das eine mehrwöchige Asienreise, dann waren da die beiden Reggae-Festivals, die ich seit Jahren begleite und Dienstreisen nach Afghanistan, in die Türkei und nach Beirut im Libanon. Hinzu kommen eine ganze Reihe von kleinen Shootings im Rheinland, meistens mit Freunden. Da habe ich meine Freude an der Menschen-Fotografie und an Portraits entdeckt.
Im März 2015 kam dann meine Versetzung nach Berlin. So richtig angekommen bin ich heute noch nicht, auch nicht in fotografischer Hinsicht. Dabei hat die Stadt so viel zu bieten. Ich könnte jedes Wochenende losziehen und mir würde jedes Mal eine riesige Vielfalt an dankbaren Motiven finden. Aber ich krieg oft einfach den A... nicht hoch.
Das Arbeitsumfeld ist neu, es gab in den letzten Monaten einen unglaublichen Stress und Ärger mit neidischen Kollegen, den ich aus meiner glückseligen Bonner Zeit her nicht kenne. Und schöne Dienstreisen gab es auch nur noch selten. Ich fotografiere ja auch dienstlich, zumindest nebenbei. Hauptsächlich schreibe ich für ein Magazin. Momentan darf ich allerdings meistens irgendwelche Tagungen fotografieren. Da sitzen ältere Herren mit Uniform oder ohne in schlecht beleuchteten Seminarräumen und hören einem älteren Herrn mit Uniform oder ohne, der am Rednerpult steht, zu. Besonders erfüllend ist das nicht.
Die meisten meiner Freunde und Freundinnen leben an Rhein und Ruhr. Spontan am Wochenende losziehen und ein paar Sachen bei einem Shooting auszuprobieren, ist nicht. Klar, es gab auch ein paar Highlights in diesem Jahr. Da war eine erneute Asienreise im Februar. Da habe ich allerdings mit der Sony A7 und alten Pentax-K und Pentax-M fotgrafiert, deshalb war davon hier nichts zu sehen. Und es gab wieder die beiden Festivals im Ruhrgebiet. Wahrscheinlich habe ich deswegen vor 1-2 Wochen das Forum mit Bildern geflutet, weil es sonst kaum andere Highlights in diesem Jahr für mich gab. Sorry, wenn es zuviel war
Der Stillstand, den ich bei mir beobachte, hat offensichtlich konkrete Gründe. Aktuell ist das frustrierend. Berlin im November ist gruselig. Eine Asienreise wird es diesen Winter nicht geben, das kann ich mir auch nur alle 2 Jahre leisten. Und die nächsten Festivals im Sommer sind noch weit weg. Im Juli habe ich mir die K1 gegönnt. Die Kamera ist großartig, aber der erhoffte Motivationsschub ist ausgeblieben. Das ist auch so ein Muster, das ich bei mir erkenne: Wenn der Frust groß ist, fange ich an, die Ausrüstung umzubauen. Objektive werden verkauft, neue gekauft. Momentan ist wieder so eine Phase. Eigentlich alles Quatsch. Mir ist klar, dass meine Bilder dadurch kein bisschen besser werden.
Um voranzukommen, müsste ich den Kopf frei kriegen. Einfach raus, Dinge ausprobieren. Auch wenn die Motive nicht so spektakulär sind. Aber müssen sie es sein? Vielleicht schaffe ich es ja dieses Wochenende, das Wetter soll gut werden. Vielleicht bekomme ich den A... dieses Mal hoch.
Vielleicht.
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Gruß Yann