Ich denke, um gut zu beraten müsste man auch wissen, was genau du mit dem Blitz vorhast. Geht es um einen reinen Indoor-/Studioeinsatz zur Porträtfotografie, oder soll der Blitz z.B. auch mal draußen zum Einsatz kommen oder Verwendung finden, um schnelle Bewegungen einzufrieren?
Zur generellen Frage ob Elinchrom oder was "billiges" bzw. "preiswertes": wie dir vermutlich bekannt ist, hat Elinchrom sein eigenes Bajonett, während der Großteil der übrigen Blitze, v.a. der Chinablitze, Bowens-S nutzt. Du bekommst natürlich auch für Elinchrom Reflektoren und Softboxen von Drittherstellern, die preislich dann in einer ähnlichen Liga wie die Lichtformer dieser Hersteller für Bowens-S spielen. Solltest du dich aber später irgendwann entscheiden, doch nicht weiter mit Elinchrom zu fotografieren, musst du dir dann entweder neue Reflektoren oder Bajonett-Adapter kaufen (die dann aber dazu führen, dass die Blitzröhre möglicherweise nicht mehr an der optimalen Stelle für den Reflektor sitzen), oder hoffen, dass es für deine Softboxen noch passende Bowens-Speedringe gibt (bzw. an den Softboxen überhaupt eine Wechselmöglichkeit vorhanden ist).
Ich habe zu Hause verschiedene Blitzhersteller versammelt, begonnen habe ich nämlich auch mal mit Elinchrom (damals noch D-Lite 4 it), mittlerweile setze ich aber hauptsächlich Priolites MBX 500 Hotsync ein und habe auch noch einen Jinbei HD-II 600-V. Deswegen denke ich, dass ich die verschiedenen Hersteller ganz gut vergleichen kann. Der geringere Preis spiegelt sich m.E. schon deutlich in der Wertigkeit wieder, die Blitze der "Markenhersteller" fassen sich einfach besser an, die Bedienelemente machen auf mich einen solideren Eindruck. Während das Abblitzen bei den Priolites und den Elinchrom-Blitzen nur ein kurzes Entladungsgeräusch erzeugt, gibt der Jinbei ein metallisches Geräusch von sich, ähnlich eines Glockenschlages. Das hat mich bei der ersten Verwendung tatsächlich ziemlich irritiert, stört aber wohl nicht, denn der Blitz arbeitet immer noch.
Bei allen mir bekannten Chinablitzen funktioniert das Auslösen des Blitzes jederzeit, also unabhängig vom Ladezustand des Kondensators. Wenn man also dazu neigt, unabhängig vom Ladepieps ungeduldig auf den Auslöser zu drücken, kann es passieren, dass der Kondensator noch nicht wieder vollständig geladen ist, das Bild ist im Ergebnis dann fehlbelichtet. Die Priolites blitzen sogar erst dann ab, wenn sämtliche Mitglieder des Teams wieder aufgeladen sind.
Das Bajonett meines Jinbeis ist zwar aus Metall, Lichtformer sitzen dort aber trotzdem deutlich wackliger als an den Priolites, die ebenfalls das Bowens-S-Bajonett unterstützen. Das bessere Gefühl beim Einsatz größerer Softboxen habe ich also definitiv bei den Priolites. Beim Jinbei HD-II 600-V ist außerdem die Verbindung zum Stativ recht wacklig, das ist aber wohl ein spezifisches Problem dieses Modells (und wird wohl auch in der demnächst erscheinenden 2. Generation behoben).
Augenmerk legen würde ich aufgrund meiner eigenen Erfahrungen auch auf die Fernbedienbarkeit der Blitze. Meine Elinchroms unterstützen lediglich die Funkauslösung, die Stärke kann nicht per Funk eingestellt werden. Mein Jinbei unterstützt zwar prinzipiell eine Einstellung der Stärke über die Fernbedienung, diese hätte man aber auch weglassen können (die aktuelle Energie wird nicht angezeigt, man kann nur mit Druck auf + und - die Stärke relativ verringern oder erhöhen). Meine Priolites lassen sich vollumfänglich per Funk verstellen und auch teambasiert relativ zu ihrer aktuellen Einstellung rauf- oder runterregeln. Eine Fernbedienbarkeit dieser Art ist sehr komfortabel, ich würde sie nicht mehr missen wollen. Gerade wenn der Blitz irgendwo oben am Galgen hängt ist das sehr viel wert. Ich glaube aber, dass der DP Pro III mit der passenden Fernbedienung über eine brauchbare Fernsteuerung verfügt (habe ich aber selbst nie ausprobiert).
Zum Thema Einstelllicht: ein starkes Einstelllicht ist natürlich erstmal eine schöne Sache, gerade, wenn man vielleicht auch mal was bei Dauerlicht machen möchte. Bedenken sollte man aber, dass Lichtstärken im 300W-Bereich immer noch vorwiegend über klassische Halogenleuchtmittel erreicht werden. D.h., man hat dann schon einen recht stattlichen Stromverbrauch, wenn man die Blitze häufiger verwendet, und auch die Wärmeabgabe ist nicht zu unterschätzen. Snoots oder Striplights könnten bspw. bei voll aufgedrehtem Einstelllicht Hitzeprobleme bekommen. Einstellichter in diesem Leistungsbereich sollten also auf jeden Fall dimmbar sein und sich nach Möglichkeit zusätzlich proportional an die eingestellte Abbrennstärke anpassen lassen.
Die maximale Blitzleistung würde ich im Studiobereich bei kontrollierten Umgebungslichtbedingungen als zweitrangig betrachten. M.E. ist hier weniger sogar oft mehr, denn wer will schon immer bei Blende 9-11 fotografieren? Selbst die Elinchroms, die nur 400 Ws haben, habe ich nie bei voller Stärke genutzt sondern mindestens auf 200 Ws gedrosselt. Wichtiger ist das Thema, wenn man die Blitze auch outdoor verwenden möchte, hier sollte man dann sicherlich Richtung 1000 Ws gehen oder wahlweise Supersync-fähige Blitze einsetzen. Bei der Fotografie sehr großer Gruppen (ca. 15-20 Personen) mit zwei Priolites und 120cm Octas in entsprechendem Abstand von mehreren Metern habe ich die Priolites (500 Ws) tatsächlich schon mal fast ausgereizt und musste auf ISO 200 hochgehen, aber das sind für mich absolute Ausnahmen und in einem üblichen Fotostudio wird das wohl nicht vorkommen. Gerade die Geschichte mit der ISO-Zahl darf man nicht vergessen - die aktuellen Pentaxe liefern ja mindestens bis ISO 400 akzeptabel rauscharme Resultate, aus einem 300 Ws-Blitz würde dann also quasi ein 1200 Ws-Blitz.
Fürs Budget vielleicht auch interessant: ein Blitz ist sicherlich erst einmal gut zum Anfangen, und man kann damit bereits einiges an Lichtsetups realisieren. Auf mittlere Sicht braucht man mE aber schon noch mindestens einen zweiten Blitz, um glücklich zu werden, da sich manche Dinge nur mit Sunbouncern einfach nicht realisieren lassen. Rückblickend auf meine eigenen Käufe würde ich aus heutiger Sicht folgendes ändern: ich hätte damals vermutlich eher noch etwas gespart, um mir statt der D-Lites mindestens BRX oder besser Style RX zuzulegen, denn die vergleichsweise langsame Abbrenndauer hat mich schon nach kurzer Zeit gestört. Dafür hätte ich dann auf den Kauf von insgesamt vier D-Lites verzichtet und hätte versucht, erstmal mit zwei Blitzen zurecht zu kommen. Auf die Bajonettproblematik blickend hätte ich aber wohl auf den Kauf von Elinchroms verzichtet und ein Modell mit Bowens-Anschluss gewählt.
Von den aktuell auf dem Markt befindlichen Modellen würde ich mich jederzeit wieder für Priolite entscheiden wegen der top Verarbeitung, der Portabilität und der sehr guten Pentax-Unterstützung gerade für Supersync, was so mit (noch) keinem anderen Studioblitzsystem möglich ist (da ist aber einiges im Kommen, denke ich). Preislich ist das aber natürlich eine ganz andere Nummer als ein Jinbei oder auch ein Einsteiger-Elinchrom. Den Preisunterschied merkt man aber auch so deutlich, dass er m.E. gerechtfertigt ist, es ist eben nur die Frage, ob man das Geld ausgeben möchte/kann.
Ich kann nur empfehlen, sich gut zu überlegen, ob bspw. der DPs III pro den eigenen Ansprüchen auch auf längere Zeit genügt und man auch für einige Jahr "im System" Jinbei bleiben kann (bzw. im System DPs pro, denn die Fernbedienungen der anderen Blitzsysteme von Jinbei sind wohl nicht alle kompatibel). So war in meinem Fall der Kauf des Jinbei eher überflüssig, hätte ich ihn nicht gekauft, wäre ich heute budgetär gesehen deutlich weniger weit weg vom Kauf eines weiteren Priolites. Die Mischung der Priolites mit meinen Elinchroms (die dann über Fotozelle ausgelöst werden) ist natürlich auch weniger elegant, als wenn ich alles über die gleiche Fernbedienung auslösen könnte. Hier ist außerdem das Problem, dass ich für Wechsel zwischen den beiden Blitztypen teils die Lichtformer umbauen muss.
Wenn ich keine Supersync-Fähigkeiten und keine Portabilität bräuchte, würde es heute trotz des Bajonetts vermutlich wieder ein Elinchrom werden, dafür aber aus der Mittel- oder vielleicht sogar Oberklasse. Wäre Pentax-Unterstützung vorhanden, würde ich es vielleicht auch mal mit einem Phottix Indra probieren, hier gefällt mir der wahlweise Akku- oder Netzbetrieb und die Auslagerung von Akku bzw. Netzelektronik aus dem Blitz, das macht ihn quasi zu einem Monobloc/Generator-Hybriden. Naja, mal gucken, was die Photokina dieses Jahr so bringt ^^. Ich weiß auch nicht, wie akut du den Blitz benötigst - vielleicht lohnt es sich für dich ja auch, noch bis September zu warten, um die Photokina herum kommt da ja immer einiges an Neuigkeiten und auch an Preisänderungen.
Ich hoffe, ich konnte mit diesem Abriss etwas helfen und stehe für weitere Fragen gern zur Verfügung.
VG crispinus
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