Ganz wichtig: mein ganz persönliches Empfinden, kein wissenschaftlicher Vergleich, keine Messlaborqualität
Die Anregung kam mir beim lesen eines Artikels in einer asiatischen Zeitschrift im Bereich Kunst und Sammeln. Obwohl ich es erwartet habe, kam keine Glaubensliturgie dahingehend, dass das eine besser und das andere schlechter sei. Im Grunde war das Fazit des Artikels eines in einschlägigen asiatischen Sammlerkreisen bekannten Händlers und Gutachters folgende, recht einfache Frage: Was erwartest Du?
Das ganze wurde etwas angereichert mit entsprechenden Hinweisen. Z.B. die eigentlich bekannte Wahrheit, dass bei Überführung eines Mediums (Beispielsweise eines Negativs) in ein anderes Medium (Digital via Scanner) eine zwar nicht immer messbare, aber für den Kenner spürbare Veränderung eintritt. Diese Veränderung lässt sich nicht in Zahlen, Messwerten, Pixxeln oder sonst etwas bemessen, sondern an der gesamten Grunderwartung eines Kenners. Jemand, der sich intensiv mit analoger Fotografie theoretisch und praktisch ausführlich beschäftigt, hat im Laufe der Zeit gewisse Erfahrungen gesammelt und davon wieder einige so in "seine Gefühlswelt" adaptiert, dass sie für ihn ein unabänderliches Kriterium sind. Gleiches gilt für Digital. Am Ende also mehr Psychologie als Physik (ach ja, ich bin kein begnadeter Kenner, habe aber große Lust an dem Thema).
Davon ausgehend habe ich für mich selbst mit meinen verfügbaren Mitteln (analoge Prozesskette von Negativ bis Positiv, dito in digital in ausreichend guter Qualität) einen Vergleich gestartet, was ich im Grunde erwarte. Das Ausgangsbild war sowohl in digital als auch analog vorhanden. Mein Ziel war, für mich zu ergründen, ob es ein Ergebnis gibt, bei dem ich mich wohler fühlte. Ich habe daher zunächst die Ausgangsbilder ohne weitere Bearbeitung in das gewünschte Wunschformat gebracht (Negativ auf 30x40 und jpg/ooc ebenfalls auf 30x40). Es ging mir um den ersten Eindruck auf einem sehr kostengünstigen Medium (PE-Papier bzw. einfaches Fotopapier fur Druck). Anschließend bin ich hergegangen und habe mich einen Abend lang genüsslich langsam mit dem digitalen beschäftigt. Ich habe dabei keinerlei Presets oder ähnliches genutzt, sondern mit den in CaptureOne vorhandenen Mitteln das für mich beste Ergebnis erarbeitet. Der letzte Schritt, das drucken in A3 habe ich noch nicht gemacht. Einige Tage später habe ich das Rotlicht eingeschaltet und mich mit dem Negativ ausführlich beschäftigt. Nachdem ich alle Parameter zusammenhatte und einiges an Teststreifen, hab ich die auch erstmal trocknen lassen.
In den Zeiten dazwischen habe ich noch das Negativ digtalisiert (Plustek Negativscanner) und aufbereitet. Da ich den Plustek im Grunde nur dazu nutze, um aus meinen Negativen einen digitalen Katalog zu erstellen, hat mich diese explizite Überfürung des Negativs in eine hochwertige Datei doch einiges an Arbeit gekostet.
Somit hatte ich drei verschiedene Ausgangsmaterialien. Jetzt ging es zum endgültigen Ergebnis. Papierauswahl habe ich so vorgenommen, dass ich zu vergleichbaren Ergebnissen kam. Es jeweils ein mattes Papier mit einem reinen Weiss. Im Negativprozess kam am Ende noch eine sehr feine Sepiatonung.
Mein subjektiv objektives Fazit:
Ja, alle drei Ergebnisse sind durchaus sehenswert (zumindest gefällt mir das Motiv und die fototechnische Umsetzung)
Nein, das Gewürge aus dem Negativ eine druckbare Version zu machen, tue ich mir nicht an
Aber...
Am Ende siegt für mich das Ergebnis aus dem analogen Prozess. Es hat etwas, was ich mich dem digitalen nicht hinbekommen habe. Das kann ich nicht weiter weiter beschreiben, brauch ich auch gar nicht. Es gibt Dinge, die muss niemand erklären und alle anderen haben sie einfach so hinzunehmen.
Wenn es allerdings um die digitale Verbreitung eines solchen Fotos geht mit einer möglichst ansprechenden Ausarbeitung (kein Ausdruck), führt für mich kein Weg an einem digitalen Foto vorbei. Der Weg eines digitalisierten Negativs kann auch gehen, wenn entsprechende Ausrüstung (Hochleistungsscanner) vorhanden ist. Hab ich aber nicht.
Ganz am Ende: Ja, ich konnte meine eigene Erwartung erfüllen und habe jetzt ein s/w-Foto, dass einen gebührenden Platz einnehmen kann. Ich werde diesen Aufwand wohl nie wieder treiben. Wenn ich in Zukunft mit der Absicht starte, dass wirklich nur ein s/w-Foto herauskommen soll, kann ich gezielt in meinen analogen Fundus greifen. Mir entgeht damit vielleicht etwas, was ich mit einer digitalen Ausrüstung doch hätte nebenbei realisieren können. Aber Fotografie ist für mich ein kontemplatives Hobby, kein Wettrennen. Ich muss nichts, aber wenn ich will, dann kann ich.
Vielleicht für Euch absoluter Nonsens, aber für mich durchaus eine Erfahrung. Ach ja, hier noch das digitale Ergebnis. Auf Forengrösse kastriert leider sehr suboptimal.
Datum: 2020-06-05
Uhrzeit: 12:12:25
Blende: F/5.6
Belichtungsdauer: 1/60s
Brennweite: 35mm
KB-Format entsprechend: 35mm
ISO: 800
Weissabgleich: Auto
Blitz: Flash did not fire, compulsory flash mode
Kamera: Ricoh Imaging Company, Ltd., PENTAX K-1 Mark II