Die Astrotracer FunktionWas kann die Funktion, was kann sie nicht?Wie die Überschrift schon sagt, soll hier auf die Astrotracer Funktion eingegangen werden. Wie bei Tests so üblich, stellt das Ergebnis eine Momentaufnahme dar, die durch den Versuchsaufbau reglementiert ist. Wer alles testet, testet nichts so quasi... Da ich lediglich mein Equipment zur Verfügung habe, kann ich auch keine Aussage treffen, ob meine Gerätekombi ohne Bugs etc. funktioniert. Dazu wären Vergleichstests notwendig. Die Beurteilung der Länge der Sternspuren erfolgt rein optisch. Eine zeitaufwendigere Methode wäre es, bei bestimmen Sternen die Länge der Sternspur pixelgenau zu ermitteln. Vielleicht mach ich das noch irgendwann...
Weil das Kalibrieren schon diskutiert wurde: Die präzise Kalibrierung erfolgte freihändig, der O-GPS1 Modul Bedienungsanleitung Seite 9 entsprechend, durch Drehung des Kameragehäuses mit Drehpunkt in der Kamera.
Gegliedert ist der Beitrag in:Test 1 Astrotracerfunktion in Abhängigkeit von Himmelsrichtung und Höhenwinkel
Test 2 Ausrichtung der Kamera und Auswirkung auf Astrotracer
Test 3 Neukalibrierung nach Moduswechsel, Kamera ein-aus, GPS ein-aus?
Was kann Astrotracer und was nicht? & Persönliche Meinung zur Astrotracer Funktion
Wie soll es weitergehen?
Versuchsaufbau Standort und Umfeldbedingungen
Der Standort befindet sich bei 46°54'58" N 13°32'18" E. Zur Vermeidung von Störquellen für den elektronischen Kompass befinden sich in einem Radius von 50 m keine künstlichen Bauwerke (Gebäude, Stromleitungen etc.). Durch die Lage in einem Gebirgstal ist ein Höhenwinkel von 0° bei 70mm Brennweite für die Astrofotografie nicht möglich. Von der Lichtsituation war der Zeitpunkt für Astrofotos ungünstig, da der Mond zu ca. 50% sichtbar war und gelegentlich Autos mit Scheinwerfer in 50m Entfernung vorbei fuhren. Zur Beurteilung von Sternspuren sind diese Störeinflüsse aber unbedeutend.
Equipment
- Pentax K3
- Tamron 70-200 f2.8
- O-GPS1 Modul
- IR Fernauslöser
- Rollei Fotopro C5i Stativ
Test 1 Astrotracerfunktion in Abhängigkeit von Himmelsrichtung und HöhenwinkelDieser Versuch umfasst:
- Aufnahmen in die vier Himmelsrichtungen bei einem Höhenwinkel von ca 45°. Dies ergibt bei meinem Standort und Blickrichtung Nord eine Ausrichtung auf den Polarstern und den ca 0,7° daneben liegenden Himmelsnordpol. Um diesen Pol dreht sich für einen Beobachter auf der Nordhalbkugel das Himmelsgewölbe.
- Aufnahmen mit einem Höhenwinkel von 90°, also senkrecht nach oben
- Je Richtung eine Aufnahme mit 30 Sekunden im manuellen Modus (ohne Astrotracer)
- Je Richtung eine Aufnahme mit 10, 30 und 60 Sekunden mit Astrotracer
Kameraeinstellungen
- Manueller Modus, Bulb und Astrotracer
- Brennweite 70 mm
- Blende 3,5
- ISO 3200
- Belichtungszeit Variabel
- Fernbedienung mit Spiegelvorauslösung
- Dateiformat DNG
Ausrichtung NordNord 30 Sekunden ohne Astrotracer
Nord 10 Sekunden mit Astrotracer
Nord 30 Sekunden mit Astrotracer
Nord 60 Sekunden mit Astrotracer
Fazit Die Unterschiede hinsichtlich Sternspuren fallen subjektiv gesehen gering aus. Aufgrund meiner bisherigen Erfahrung konnte ich feststellen, dass bei Astrotracer die Sternspuren vom Bildzentrum nach Außen hin zunehmen. Um den Effekt zu verdeutlichen, habe ich bei Ausrichtung Nord zusätzlich eine 120 Sekunden Aufnahme mit und eine ohne Astrotracer gemacht. Ohne Astrotracer sind konzentrische Sternspuren um den Polarstern zu erwarten, mit Astro sollten diese kompensiert werden. Das Ergebnis ist Erstaunlich! Offensichtlich hat Astrotracer Probleme, den Sensor in der Achse zum Himmelsnordpol zu drehen. Drei Versuche einer Neukalibrierung brachten keine Verbesserung. Seht selbst:
Nord 120 Sekunden ohne Astrotracer
Nord 120 Sekunden mit Astrotracer
Ausrichtung OstOst 30 Sekunden ohne Astrotracer
Ost 10 Sekunden mit Astrotracer
Ost 30 Sekunden mit Astrotracer
Ost 60 Sekunden mit Atrsotracer
Fazit Bei Blickrichtung Ost zeichnen sich bei 30 Sekunden ohne Astrotracer deutliche Sternspuren ab. Richtung der Bildränder nehmen mit Astrotracer die Sternspuren zu. Je länger die Belichtungszeit , desto länger werden die Sternspuren.
Ausrichtung SüdSüd 30 Sekunden ohne Astrotracer
Süd 10 Sekunden mit Astrotracer
Süd 30 Sekunden mit Astrotracer
Süd 60 Sekunden mit Astrotracer
Fazit Eigentlich gleiches Fazit wie bei Blickrichtung Ost. Richtung der Bildränder nehmen mit Astrotracer die Sternspuren zu. Je länger die Belichtungszeit , desto länger werden die Sternspuren.
Ausrichtung WestWest 30 Sekunden ohne Astrotracer
West 10 Sekunden mit Astrotracer
West 30 Sekunden mit Astrotracer
West 60 Sekunden mit Astrotracer
Fazit Wieder gleiches Fazit wie bei Blickrichtung Ost und Süd. Richtung der Bildränder nehmen mit Astrotracer die Sternspuren zu. Je länger die Belichtungszeit , desto länger werden die Sternspuren.
Höhenwinkel 90°Höhenwinkel 90° 30 Sekunden ohne Astrotracer
Höhenwinkel 90° 10 Sekunden mit Astrotracer (Zufällig M32 Andromeda erwischt)
Höhenwinkel 90° 30 Sekunden mit Astrotracer
Höhenwinkel 90° 60 Sekunden mit Astrotracer
Fazit Wieder gleiches Fazit wie oben. Richtung der Bildränder nehmen mit Astrotracer die Sternspuren zu. Je länger die Belichtungszeit , desto länger werden die Sternspuren.
Test 2 Ausrichtung der Kamera und Auswirkung auf AstrotracerHier soll anhand von drei Aufnahmen getestet werden, ob sich die Ausrichtung (horizontal bei Quer- und Hochformat nach Wasserwaage ausgerichtet und "irgendwie" gekippt) der Kamera auf die Astrotracer Funktion auswirkt. Als Testobjekt diente der offene Sternhaufen M45 Plejaden.
Kameraeinstellungen
- Manueller Modus und Astrotracer
- Brennweite 70 mm
- Blende 3,5
- ISO 3200
- Belichtungszeit 30 Sekunden
- Fernbedienung mit Spiegelvorauslösung
- Dateiformat DNG
Plejaden 30 Sekunden, ohne Astrotracer, Querformat nach Wasserwaage ausgerichtet
Plejaden 30 Sekunden, mit Astrotracer, Querformat nach Wasserwaage ausgerichtet
Plejaden 30 Sekunden, mit Astrotracer, Hochformat nach Wasserwaage ausgerichtet
Plejaden 30 Sekunden, mit Astrotracer, Hochformat nach Wasserwaage "irgendwie" gekippt
FazitNach meiner Beurteilung hat die Ausrichtung der Kamera keinen direkten Einfluss auf die Funktionalität des Astrotracers. Unterschiedliche Sternspuren an den Bildrändern ergeben sich eher durch den Bildausschnitt und dessen Entfernung vom Himmelsnordpol.
Test 3 Neukalibrierung nach Moduswechsel, Kamera ein-aus, GPS ein-aus?"Führen Sie immer eine Kalibrierung durch, wenn eine neue oder voll geladene Batterie eingelegt wird, oder wenn das GPS-Modul entfernt und wieder auf die Kamera aufgesteckt wird." und
"Da das Magnetfeld der Erde je nach Standort variiert, muss an jedem Standort eine präzise Kalibrierung durchgeführt werden, wenn Bilder von Himmelskörpern mithilfe der ASTROTRACER-Funktion aufgenommen werden sollen." meint die Bedienungsanleitung des O-GPS1 Modules zur Kalibrierung.
Hier soll getestet werden was passiert, wenn durch eine Fehlbedienung (gefrorenes Hirn und Kalte Finger, Anfall geistiger Umnachtung,...) der Kameramodus gewechselt, die Kamera ausgeschalten oder das GPS ausgeschalten wird. Es wurde der Fehler jeweils fünf Sekunden beibehalten und danach korrigiert. Weiters wurde nur jeder Fehler einzeln ausgelöst und keine Kombination der Fehler durchgeführt. Als Testobjekt diente wieder der offene Sternhaufen M45 Plejaden.
Kameraeinstellungen
- Manueller Modus und Astrotracer
- Brennweite 70 mm
- Blende 3,5
- ISO 3200
- Belichtungszeit 30 Sekunden
- Fernbedienung mit Spiegelvorauslösung
- Dateiformat DNG
Plejaden 30 Sekunden, mit kalibriertem GPS
Plejaden 30 Sekunden, nach 5 Sekunden Moduswechsel auf "M"
Plejaden 30 Sekunden, nach 5 Sekunden Kamera ausgeschalten
Plejaden 30 Sekunden, nach 5 Sekunden GPS ausgeschalten
FazitScheinbar wirkt sich keiner dieser Fehler auf die Astrotracer Funktion aus. Eine Neukalibrierung bedeutet das Abnehmen der der Kamera vom Stativ mit der Gefahr den Fokus zu verstellen und die Ausrichtung auf das Objekt der Begierde zu verlieren. Man sollte selber Beurteilen, ob man lieber nach einem z.B. kurzzeitigen Moduswechsel ein Testbild macht oder das GPS sofort neu kalibriert. Ich bevorzuge Variante 1.
Was kann Astrotracer und was nicht? & Persönliche Meinung zur Astrotracer FunktionAstrotracer kann eine Montierung mit Nachführung nicht ersetzen. Trotzdem bietet diese Funktion einen kostengünstigen Einstieg in die Deep Sky Fotografie. Gerade hierbei ist jede Sekunde Belichtungszeit wichtig und da kann man mit Astrotracer doch einige davon herausquetschen. Nach meiner Erfahrung nach und wie auch hier ersichtlich, nehmen die Sternspuren zum Bildrand hin zu. Deshalb habe ich bei meinen bisherigen Aufnahmen immer versucht, das Hauptmotiv (z.B. Andromeda) im Bildzentrum zu halten. Da ich teilweise an die 100 Einzelaufnahmen gemacht habe, muss man von Zeit zu Zeit die gesamte Kamera zwischen den Aufnahmen neu ausrichten bzw. nachschwenken. Auch dies hat sich bisher nie negativ auf Astrotracer ausgewirkt.
Wie soll es weitergehen?Diese Testchen und was hier geschrieben steht ist lediglich meine Erfahrung bzw. meine Beurteilung. Ich produziere dabei vielleicht (unabsichtlich) Fehler, verbreite Unwahrheiten, mir unterlaufen Fehlbeurteilungen etc... Deshalb wäre es toll, wenn von euch zusätzlicher Input kommt, ihr möglicherweise Tests wiederholt, adaptiert usw. hoch gesagt gestochen verifiziert oder falsifiziert