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Besuch im Kosovo
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Autor:  ikone [ Mo 2. Jan 2017, 18:25 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Besuch im Kosovo

Der Müll ist ufaßbar.
Aber wennman im Sommer in Berlin im Tiergarten unterwegs ist sieht es auch so aus, leider.
Jede Woche fährt die Stadtreinigung dort mehrere Kontainer ab.

Die Klosterbilder sind fantastisch farbenfroh.
Der Aufbau hat sich ja voll gelohnt.

Autor:  Marescalcus [ Mo 2. Jan 2017, 19:02 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Besuch im Kosovo

Hallo Harry

und herzlichen Dank für`s Mitnehmen in ein mir bisher unbekanntes Land.
Obwohl ich Slowenien, Kroatien und Bosnien bereits mehrfach besucht habe, war ich leider im Kosovo noch nie.
Vielleicht wird es tatsächlich Zeit, diesen weißen Fleck auf meiner persönlichen Landkarte zu näher unter Lupe zu nehmen.
Danke für Deine Inspiration.

Harry Dietrich hat geschrieben:
... Traditionell ist der Viehmarkt in der Stadt und wohl neuerdings ein Möbelmarkt auf dem gleichen Platz.


Nun, offensichtlich handelt es sich ja um ein Möbelhaus das Küchen vertreibt und so abwegig finde ich "Kochstellen" auf einem Viehmarkt nicht...
Sind hat sehr pragmatisch, die Leut`... xd

LG vom Ralf

Autor:  Tobi R. [ Sa 7. Jan 2017, 19:53 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Besuch im Kosovo

Gefällt mir sehr. Bei solchen Szenerien schätze ich das diffuse Licht verhangener Wolken sehr :-)

viele Grüße,
Tobias

Autor:  Harry Dietrich [ Sa 14. Jan 2017, 12:52 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Besuch im Kosovo

Unterhalb des Klosters liegt die Ortschaft Zoçishta/Zočište. Jahrhundertelang lebten auch Serben unten im Ort. Sie wurden aber 1999 während des Krieges durch die albanische Mehrheit vertrieben, ihre Häuser zerstört.
Am Ortsrand hat 2005 eine dänische Hilfsorganisation 28 Einfamilienhäuser plus zugehöriges Schulhaus für rückkehrwillige Serben errichten lassen. Eingeschlagene Fensterscheiben, aufgebrochene Türen, herausgerissene Stromkästen/-leitungen sorgen dafür, dass Rückkehrwillige abgeschreckt werden. Bisher hat jedenfalls keiner dies Angebot angenommen. Die Folge: sie verfallen.
So weiden derweil zwischen den Häusern Kühe und Kinder spielen verstecken.

Gruß Harry


#91 Dieses Bild ist gescannt von einem Dia aus dem Jahr 2000


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Autor:  Harry Dietrich [ So 15. Jan 2017, 12:52 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Besuch im Kosovo

Eingebettet in einer sanft gewellten Hügellandschaft, zwischen verwachsenen Weingärten, liegt das Dorf Novake, 10 Km in nördlicher Richtung von Prizren. Ein Dorf von ehemals ca. 750 serbischen Einwohnern in 95 Häusern – so genau kann das heute keiner mehr sagen.
Nachdem die Bewohner in den Nachwirren des Krieges das Dorf unter militärischem Begleitschutz verlassen haben, wurden alle Häuser vollständig zerstört und ausgeschlachtet. Alle verwertbaren Materialien wie Türen, Fenster, Dachziegel, Steine, herausgerissene Stromkabel, Steckdosen und Sanitäranlagen wurden entwendet.
2003 wurden hier mit deutscher Hilfe 61 Häuser für serbische Rückkehrerfamilien wieder aufgebaut. Ausgelegt war der Wiederaufbau für die Rückkehr von 450 bis 500 Personen. Knapp 40 Rückkehrer kümmern sich seitdem um die Erhaltung der Häuser. Im Sommer, während der Ferien, sind es ein paar mehr. Inmitten der neugebauten Häuser stehen immer noch Ruinen aus dem Jahr 1999. Anscheinend stört das niemanden.

Gruß Harry

Dieses Bild stammt aus dem Jahr 2000 und wurde vom Dia gescannt

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Die folgenden Bilder stammen alle von meinem Besuch im September

#98


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Autor:  Harry Dietrich [ Di 17. Jan 2017, 16:16 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Besuch im Kosovo

Mit meinem heutigen Beitrag will ich meine Berichterstattung beenden.

Zuerst will ich euch die Erlöserkirche (Sveti Spasa), ein serbisch-orthodoxes Gotteshaus vorstellen. Es liegt auf halber Anhöhe zwischen Prizren und der ehemaligen osmanischen Festung Kalaja. Militärisch haben wir von diesem Punkt aus gut 15 Jahre das Serbenviertel und das Stadtzenrum von Prizren überwacht und sicher gestellt, dass nicht noch mehr zerstört wurde.
In der Fassade der Kirche wurden als architektonische Besonderheit zwischen den Ziegelsteinen kleine Keramikkreuze eingefügt. Diese wertvollen Fresken, entstanden zwischen 1335 und 1348, wurden durch die pogromartigen Ausschreitungen gegenüber der kosovo-serbischen Minderheit im März 2004 vollständig zerstört. Das trifft auch auf die Wandmalereien in der Kirche zu.
Die Kirche ist eine Stiftung des Magnaten Mladen Vladejevic und wurde zwischen den Jahren 1331und 1335 erbaut.
Neben der Kirche befinden sich die Burgruine Ribnik, eine ehemalige Residenz von König Dušan aus dem 14. Jahrhundert.


#107

Der Innenraum wird heute für die Aufführung von kleinen Theaterstücken und für Ausstellungen
genutzt

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Die Kirche ist durch Brände zerstört worden, auch die Heiligenbilder fielen einer Spitzhacke zum Opfer


#109


#110

Ebenfalls gebrandschatzt wurde die St.Georgs-Kathedrale in Prizren. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut, war sie Sitz des orthodoxen Bischofs von Raszien und Prizren. Bei den Märzunruhen 2004 wurde die Kirche völlig niedergebrannt, es standen nur noch die Außenwände und die Säulen. Wandmalereien, Möbel, Ikonen und andere Schätze gingen verloren.
Die Kirche wurde in den Jahren 2006/2007 wiederhergestellt.

Bei diesem Foto aus dem Jahr 2000 handelt es sich um ein gescanntes Dia

#111


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Überall stehen aber noch unbeschädigte kleine serb. Gotteshäuser, die unbeschädigt sind wie die Kirche des hl. Nikolaus


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Aber es hat sich auch etwas getan. Überall wurden Hotels und Restaurants gebaut. Ob der Fremdenverkehr Einzug hält ist, aufgrund immer wieder auftretenden politischen Spannungen im Land, fraglich.

In diesem Restaurant, der Villa Park, kann man hervorragend essen.

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Noch ein paar abschließende Eindrücke

Es gibt neu gebaute Autobahnen, die z.B. die Fahrzeit von Prizren in die Hauptstadt Pristina von knapp 3 Std auf eine halbe Stunde verkürzt.

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Auf dem Lande bekommt man aber nicht soviel von der neuen Infrastruktur mit. Und immer noch stehen seit gut 17 Jahren überall im Lande Ruinen, die auf die Zerstörung durch den Krieg hinweisen.


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Eine Ferienhaussiedlung auf einer Passhöhe im Bistricer Tal

#122

Sie entstehen auch immer öfter, die sogenannten Hochzeitshäuser. Im Kosovo wird vorwiegend in den Sommerferien geheiratet, wenn die im Ausland arbeitenden Familienmitglieder mit für die Kosten der Feier aufkommen

#123

Ein Gedenkstein an die im Juni 1999 auf dem Dulje-Pass ermordeten Stern-Reporter

#124

Die NATO wird hier in Ehren gehalten. Die Bevölkerung traut dem Militär mehr als der eigenen Verwaltung und auch der EULEX

#125

Was mir auch aufgefallen ist und bei den Einheimischen nicht gut ankommt ist die Werbung Deutschlands um Arbeitskräfte.
Großflächig werden in Kosova Werbeanzeigen der „Bundesagentur für Arbeit“ in albanischer Sprache geschaltet. Allerdings trifft das nur auf die Menschen zu welche über technische Fertigkeiten, oder über eine Berufsausbildung im Gesundheitswesen verfügen.
#126

Damit beende ich meinen Reisebericht. Während meiner Einsätze hatte ich mir immer vorgenommen einmal zurückzukehren. Besonders lag mir auf dem Herzen die Nachhaltigkeit der vielen Projekte, die in den verschiedenen Einsätzen gemacht wurden, zu prüfen. Das ist mir nur teilweise gelungen. Sieben Tage ohne An- und Abreise sind einfach zu wenig um den ganzen Erinnerungen nachzugehen.Trotzdem hat sich die Reise gelohnt.

Beim Kosov handelt es sich um ein sehr schönes Land, mit Menschen die sehr gastfreundlich sind. Das trifft auf die Kosovo-Albaner und auch auf die Serben zu. Nur miteinander können sie leider nicht umgehen.

Wer vorhat das Kosovo einmal zu besuchen, den empfehle ich das Hasi Gebiet, eine Bergregion, zugehörig zum Großraum Prizren, an der albanischen Grenze. Die Dragash-Region, sie grenzt an Albanien und Mazedonien und hat träumerisch an Berghänge geschmiegten Ortschaften, wie z. B. Restelica.
Oder die serbische Ortschaft Velica Hoca ,eine serbische Enklave mit ca. 700 Einwohnern, vor dem Krieg waren es 2000. 13 orthodoxe Kirchengebäude befinden sich auf dem Gemeindebezirk.

Gruß Harry

Autor:  Jeep [ Di 17. Jan 2017, 16:29 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Besuch im Kosovo

sehr schöne Bilder Harry ich bin auch immer wieder erschüttert was Menschen einfach zerstören in blinder Wut.So auch in Libyen wo ich noch 2010 war haben sie während des Krieges viele Kulturdenkmäler noch aus dem Römischenreich einfach zerstört unverständlich und sowas tut mir echt weh.
LG Gerd

Autor:  pentidur [ Di 17. Jan 2017, 16:31 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Besuch im Kosovo

Harry Dietrich hat geschrieben:
Beim Kosovo handelt es sich um ein sehr schönes Land, mit Menschen die sehr gastfreundlich sind. Das trifft auf die Kosovo-Albaner und auch auf die Serben zu. Nur miteinander können sie leider nicht umgehen.
Gruß Harry

Ein schönes Schlusswort unter einem beeindruckenden Bericht. Vielen Dank!

Autor:  aemkes [ Di 17. Jan 2017, 16:39 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Besuch im Kosovo

Ich kann mich pentidur nur anschließen.
Ein toller Bericht einer mir völlig unbekannten Gegend.

Autor:  Quai [ Di 17. Jan 2017, 17:02 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Besuch im Kosovo

Danke für die eindrückliche Dokumentation.
Hoffentlich bekommen dort Land und Leute in Zukunft ein paar ihrer Probleme in den Griff.

G
Kajetan

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