mein Krakau hat geschrieben:
Gibt es eine Geschichte dahinter, warum der Friedhof so verlassen und zerfallen ist? Toll die Stimmung eingefangen.
Ich muss gestehen: ich hatte keine Ahnung...
Zu meiner Verteidigung: ich stamme und lebe aus/in Hessen und bin mit Stralsund erst durch meine dort
geborene Lebensgefährtin in Berührung gekommen. Obwohl ich im Laufe viele Jahre eine ganze Menge an
Wissen über diese alte Hansestadt angesammelt habe, ist mir vieles aus der Geschichte der Stadt nicht bekannt.
Es handelt sich um den "Alten Frankenfriedhof" und er hat noch einen "Bruder", den "Neuen Frankenfriedhof".
Beide Ruhestätten sind stillgelegt und vor langer Zeit schon durch andere Begräbnisstätten ersetzt worden.
Der von mir besuchte Ort wird mit Absicht so - wie vorgefunden - belassen und soll den Bürgern der Stadt
als eine Art grüne "Parkanlage" zur Entspannung und als kommunikativer Treffpunkt dienen. Nun, zu mindestens wird er
aktuell von Hundebesitzern ausgiebig zum "Gassi-Gehen" und von Jugendlichen als "verschwiegenes Plätzchen"
für allerlei - gerne unbeobachtete - "Aktivitäten" genutzt.
Deine Nachfrage hat mich aber neugierig gemacht und so konnte ich folgendes zum "Alten Frankenfriedhof" in
Stralsund heraus finden:
-----
Im Jahr 1710 hatte es eine große Pestepidemie in Stralsund gegeben, in deren Folge der bisherige Friedhof eine
massive Überbelegung erfuhr. Daraus entstand die Notwendigkeit der Neuanlage eines Friedhofs.
Der "Alte Frankenfriedhof" wurde im Jahr 1713 geweiht. Er befindet sich auf einem leicht erhöhten Gelände, das im
Jahrhundert zuvor noch als Verteidigungswerk genutzt wurde. In diese Zeit fiel auch die Wandlung der Friedhöfe von
reinen Begräbnisstätten in gartenkünstlerisch angelegten Friedhöfe. Der Alte Frankenfriedhof wurde streng geometrisch
gestaltet. Um 1820 wurde der Friedhof um einen südlichen Teil erweitert. Dazu wurden rechtwinklig vier Querwege angelegt.
Die äußere Grenze bildet eine noch heute erhaltene Mauer aus Feldsteinen.
1928 wurde erstmals geplant, den Alten Frankenfriedhof zu schließen.
Mitte des 19. Jahrhunderts hatte er seine Belegungsgrenze erreicht. Bis 1965 wurden jedoch noch Beerdigungen
vorgenommen. Danach wurden leider viele historisch wertvolle Grabanlagen vernichtet.
Eine letzte erhaltene Grabplatte mit der Inschrift „Carolina Helena Johanna v. Pollet gest. 1797“ wurde 1998 von
Unbekannten zerstört.
----
Ich mag Orte mit solch "morbiden Charme" und könnte mich dort stundenlang aufhalten und fotografieren.
Ich musste feststellen, auf diesem alten Friedhof gibt es sehr viele Bäume, aber keine Eichhörnchen - dafür aber jede Menge an
Rabenvögeln. Vielleicht besteht da ja ein Zusammenhang, denn normalerweise treiben sich die kleinen, flinken Gesellen doch
mit Vorliebe und in größerer Zahl an solch stillen und bewaldeten Orten herum...
Wer mal nach Stralsund kommt (sowieso immer einen Besuch wert !), dem sei auch der "Alte Frankenfriedhof" wärmstens empfohlen.
Wenns gefällt: leg ich gerne noch den Rest der Bilder nach:
Gruß vom Ralf