In diesem Tipp möchte ich meine jüngsten Erkenntnisse zum Thema "Belichtungsreihen" mit Hilfe einer ganz besonderen Pentax-Funktion erklären.
Ich hoffe, der Titel "40% Zeit sparen + weniger Rauschen" hat euer Interesse geweckt.
Keine Bange, es ist tatsächlich so. Über eure Kommentare zu dem Vorgehen würde ich mich freuen.
Also gut, zur Sache: wie bitte schön soll man 40% Zeit sparen können? Eigentlich sind sogar mehr als 40% Zeitersparnis drin, aber dazu später mehr.
GrundlagenDie hier erklärte Vorgehensweise basiert auf der Funktion
Intervall-Kompositbild, die ich in einem
bereits beschrieben hatte. Falls das für den ein oder anderen Leser Neuland sein sollte, bitte erst das oben erwähnte Tutorial lesen.
Was ist neu?Wie ich bereits in dem o. g. Artikel geschrieben hatte, lässt sich die Aufnahmeart "Intervall-Kompositbild" sehr schön dazu verwenden, um über die 30 Sekunden hinaus, auf die die meisten Pentax-DSLRs begrenzt sind, beliebige und dazu genau definierte Langzeitbelichtungen zu machen. Das alleine ist schon eine tolle Sache, aber wenn ich für das Einfangen eines größeren Dynamikumfangs mit meiner Kamera eine Belichtungsreihe machte, so verwendete ich bisher die dafür vorgesehene Funktion. Warum denn auch nicht? Aber auch da stößt man schnell an die Grenze, da bei z. B. 3 Belichtungen mit Belichtungen bei 0, -2 und +2 EV die lange Belichtung gerne mal über die 30-Sekunden-Marke hinaus gehen müsste.
Ich setzte mich kürzlich auch mit der Frage auseinander: Wie viele Aufnahmen und in welchem Abstand (EV) sollte man eine Belichtungsreihe eigentlich idealerweise machen, damit ein optimales Ergebnis erzielt werden kann? Dazu fand ich schließlich einen sehr
. Da hat sich mal jemand die Mühe gemacht, verschiedene Optionen zu verwenden und die Ergebnisse anschließend miteinander zu vergleichen. Das fand ich schon mal sehr hilfreich. Aber erst gestern bei einem kurzen Foto-Spaziergang mit Stativ kam ich dazu, mich etwas genauer mit der Sache zu befassen. Ich "scheiterte" nämlich wieder einmal an der 30-Sekunden-Barriere der Kamera und wollte außerdem mal vergleichen, was bei einer Kompositbelichtung und einer gleich langen normalen Belichtung heraus kommt. Im Anschluss musste ich dann noch etwas überlegen, wie viele Aufnahmen man im Intervall-Komposit-Modus man eigentlich machen muss, um den Umfang einer Belichtungsreihe mit beliebiger Spreizung der EV-Schritte erreichen will. Im Folgenden nun also die Details zu der Vorgehensweise "Intervall-Komposit" statt "Belichtungsreihe". Ich denke, dass ich ab heute die Funktion "Belichtungsreihe" zumindestens bei Langzeitbelichtungen nicht mehr verwenden werde. Ihr werdet sehen, warum...
ZeitersparnisWas passiert bei einer "normalen" Belichtungsreihe? Nehmen wir an, wir wählen folgende Optionen: 3 Belichtungen bei einer Variation von +2 EV und -2 EV. Nehmen wir an, die normal Belichtung würde 8 Sekunden benötigen (z. B. bei Dunkelheit, ISO100, Blende 5,6). Dann würde die Kamera eine normale Belichtung machen und dazu noch eine mit 2 s (-2 EV) und eine mit 30 s (+2 EV, eigentlich 32 s, aber ihr wisst ja, wie das mit den Zahlen in der Kamera ist...). In Summe würde also 2 + 8 + 30 = 40 Sekunden lang belichtet.
Zweites Beispiel: 3 Belichtungen bei einer Spreizung von nur 1 EV mit Normalbelichtung bei 15 s: 8 + 15 + 30 = 53 Sekunden in Summe.
Nehmen wir ein drittes Beispiel: bei gleicher Normalbelichtung mit 8 Sekunden machen wir eine Belichtungsreihe von 5 Aufnahmen mit einer Spreizung von jeweils 1 EV. Dann würden die folgenden Belichtungen gemacht: 8 s (+-0 EV), 4 s (-1 EV), 2 s (-2 EV), 15 s (+1 EV) und 30 s (+2 EV). In Summe hätten wir eine Belichtungszeit von 2 + 4 + 8 + 15 + 30 = 59 Sekunden.
Wir alle wissen, dass der Sensor bei Langzeitbelichtungen aufgrund der Erhitzung immer mehr Rauschen generiert. Das will man doch gerne vermeiden. Außerdem stehe ich gerne weniger lange neben meiner Kamera, um darauf zu warten, dass sie mit der Belichtungsreihe endlich fertig ist. Also lasst uns das Ganze doch einfach deutlich Verkürzen. Das sollte wegen weniger Hitze zu weniger Rauschen führen und meine Wartezeit erträglicher machen.
Statt der normalen Belichtungsreihen machen wir also einfach Intervall-Komposit-Aufnahmen. Wie? Gemäß Beschreibung in dem Kurz-Tutorial (s. o.) stelle man einfach eine Belichtungszeit ein, die der kürzesten Belichtung entspricht, die in der Belichtungsreihe gemacht würde. Natürlich wählt man als Komposit-Option "Additiv", da man ja die Aufnahmehelligkeit aufsummieren möchte. Weiterhin "Prozess speichern", damit man alle Zwischenergebnisse als RAW-Datei erhält. Dann wählt man eine geeignete Anzahl von Aufnahmen, sodass die man auf die gleiche höchste Helligkeit kommt, die man mit der längsten Belichtung der Belichtungsreihe erhalten würde. Für das erste Beispiel mit 3 Aufnahmen und +/- 2 EV wäre das also:
* Belichtungszeit: 2 s
* Intervall (sollte immer etwas größer gewählt werden als die Belichtungszeit): 3 s
* Anzahl der Intervall-Aufnahmen: 16
Die Kamera macht nun jeweils 2 Sekunden lange Belichtungen und addiert sie zu den bisherigen Belichtungen hinzu. Da wir "Prozess speichern" aktiviert haben, wird jeder Schritt in Form einer RAW-Datei gespeichert. Wir erhalten am Ende 16 Aufnahmen mit den folgenden Belichtungszeiten:
2 4 6
8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30
32 (jeweils in Sekunden)
Wie ihr seht, sind genau die Belichtungszeiten auch enthalten, die uns die Belichtungsreihe geliefert hätte. Aber wir haben mit dem Sensor nicht in Summe 40 Sekunden belichtet, sondern nur 32 Sekunden lang. Das sind immerhin
20% weniger. Ok, noch weit weg von 40%, ich weiß.
Schauen wir uns das zweite Beispiel an: da hatten wir in Summe 28 Sekunden lang belichtet. Nehmen wir auch hier ein Intervall-Komposit mit folgenden Einstellungen:
* Belichtungszeit: 8 s
* Intervall: 5 s
* Anzahl der Intervall-Aufnahmen: 4
Hier erhalten wir die Bilder mit den folgenden Belichtungszeiten:
8 16 24
32. In Summe wurde der Sensor 32 Sekunden lang belichtet - anstelle von 53 Sekunden. Das sind
40% weniger! Und ich habe trotzdem alle Bilder mit den unterschiedlichen Helligkeiten im Kasten! Die Möglichkeit, mir aus den vielen Intervallbildern eines herauszusuchen, mit dem ich auch ohne HDR ein gutes Ergebnis bekommen kann, ist sehr groß! Bei einer Belichtungsreihe mit Spreizung von +/-2 EV ist diese Wahrscheinlichkeit oft gering.
Schauen wir noch das dritte Beispiel an: 5 Aufnahmen, Spreizung von 1 EV, kürzeste Belichtung: 2 s. Für die gleichwertige Intervall-Komposit-Aufnahme brauchen wir folgende Einstellungen:
* Belichtungszeit: 2 s
* Intervall: 3 s
* Anzahl der Intervall-Aufnahmen: 16
Und wir erhalten Fotos mit den folgenden Zeiten:
2 4 6
8 10 12 14
16 18 20 22 24 26 28 30
32.
In Summe sind es wieder 32 Sekunden Belichtung im Vergleich zu 59 Sekunden. Das sind fast
46% weniger Zeitaufwand und Sensornutzung!
ZusammenfassungWie man sieht, ergeben sich je nach gewünschter Belichtungsreihe unterschiedliche prozentuale Zeiteinsparungen. Man kann generell sagen: je mehr Aufnahmen eine Belichtungsreihe haben soll und je kleiner die Helligkeitsspreizung sein soll, umso mehr Zeit lässt sich sparen, wenn man stattdessen den Intervall-Komposit-Modus verwendet. In jedem Fall erübrigt sich das Einschätzen, ob die 30 Sekunden ausreichen, bei denen im Normalfall Schluss wäre. Aber auch die geringere Hitzeentwicklung und Wartezeit sind teilweise signifikant. Vor allem mache ich nicht nur eine Belichtungsreihe, wenn ich schon im Dunkeln zum Fotografieren los ziehe. Da lichte ich mehrere Motive ab usw. Der Sensor bleibt also im Laufe einer Foto-Session kühler und sollte entsprechend geringeres Rauschen hinzufügen.
Sicher kann man argumentieren, dass die Speicherkarte schneller gefüllt wird, aber das ist für mich nicht wirklich ein Problem. Meine Karten sind mit 32 GB groß genug und außerdem hat die K-3 II einen zweiten SD-Karten-Schacht. Und man muss auch nicht alle Fotos in Lightroom importieren oder wo immer man seine Bilder endgültig verwaltet. Will man nur die Bilder behalten, die eine entsprechende Belichtungsreihe auch beinhalten würde, so pickt man sich genau die raus und ignoriert die anderen. Aber Vorsicht: vielleicht hat eine der "Zwischenbelichtungen" genau die Helligkeit, mit der man auch ohne HDR glücklich sein kann!

Schließlich gibt es noch ein paar einfache Regeln, anhand derer man leicht berechnen kann, wie viele Intervall-Aufnahmen nötig sind und welche Bilder am Ende zu einer Belichtungsreihe mit entsprechender Spreizung gehören würden. Dazu gibt es im Anschluss noch einen Extra-Abschnitt.
BerechnungenAnzahl der Intervall-BilderHierfür muss man nur wissen, welche Gesamt-Helligkeits-Spreizung man bei einer gleichwertigen Belichtungsreihe einstellen würde. Nimmt man 3 Belichtungen mit +/- 2 EV, so hat man eine Gesamt-Spreizung von 4 EV. Nimmt man 5 Belichtungen mit +/- 1 EV hat man ebenfalls insgesamt 4 EV. Nimmt man 3 Belichtungen mit +/- 1 EV, so sind es nur 2 EV usw. Das Prinzip sollte klar sein, oder? Nenne wir die Gesamtspreizung für die kleine Formel unten einfach "g". Und nun muss man lediglich ein wenig Potenzrechnung anwenden:
Zitat:
Anzahl = 2^g (2 hoch "Gesamtspreizung")
Kleine Übung: bitte mal an den Beispielen oben nachvollziehen (und prüfen, ob ich mich irgendwo vertan habe...).
"Nummern" der Bilder einer normalen BelichtungsreiheWie man oben sieht, entstehen bei der Intervall-Komposit-Methode Bilder, die Zwischenhelligkeiten darstellen. Will man nur die jenigen haben, die bei einer gleichwertigen Belichtungsreihe entstehen würden, so möchte man gern schnell und sicher genau die Bilder heraus picken, die dem entsprechen. Hierzu muss man die Helligkeitsdifferenz in EV zwischen den Bildern wissen. Möchte man also eine Belichtungsreihe mit den EV-Werten -2 -1 0 +1 +2 haben, so beträgt die Differenz zwischen jedem Bild 1 EV. Will man jedoch -4 -2 0 +2 +4 haben, so ist die Differenz zwischen jedem Bild je 2 EV. Nennen wir diese Differenz für die Formel einfach "d" und benutzen wieder Potenzrechnung:
Zitat:
Index #1= 2^(0*d) --> immer das erste Bild
Index #2= 2^(1*d)
Index #3= 2^(2*d)
Index #4= 2^(3*d)
Index #5= 2^(4*d)
...
Erneut als kleine Übung: bitte mal an den Beispielen oben nachvollziehen...
Das sieht auf den ersten Blick etwas abstrakt aus, aber man kann es sich doch sehr schnell merken.
FazitAlso ich finde dieses Vorgehen sehr elegant und kann keinen Denkfehler darin erkennen. Ich bin aber auf euer Feedback gespannt. Vielleicht findet der ein oder andere es ja auch interessant und möchte es mal ausprobieren.
